Die Fachoberschule Gestaltung Klasse 12 der Berufsbildenden Schulen Cloppenburg besuchte die noch bis zum 1. Mai laufende Ausstellung „Real Abstrakt“ der Hamburger Künstlerin Caroline von Grone in der Kunsthalle im Kulturbahnhof in Cloppenburg.
Herr Dr. Martin Feltes, Vorsitzender des Kunstkreises Cloppenburg, erklärte sich bereit, die Schülerinnen und Schüler durch die Ausstellung zu führen. Spannendes Hintergrundwissen zu den Bildmotiven konnten die Gäste von Dr. Feltes erfahren sowie gestaltungsorientierte Fragen beantworten.
Die Interaktion führte zu einem lehrreichen Rundgang innerhalb der Ausstellung und ließ die Gäste immer wieder Neues entdecken. Die Auseinandersetzung mit der dargebotenen Kunst, in der hauptsächlich Personen dargestellt worden sind, stimmte die Schüler: Innen zum Teil auch nachdenklich. Schülerin Kirsten Tönies stellte fest, dass schließlich nicht nur das Äußere sichtbar ist, sondern auch der Charakter, den man sonst nicht unbedingt sieht: hilfsbedürftig, schüchtern, müde, aber auch offen und freundlich.
Hierbei handelt es sich um sogenannte „Helden des Alltags“ wie zum Beispiel Obdachlose und nicht etwa Könige, die früher eher portraitiert wurden. Die realistische Größe der Figuren inszeniert hier, auf Augenhöhe mit dem Betrachter zu sein. Ebenso wird ein hoher Grad an Präsenz vermittelt.
Die Figur wächst aus der abstrakten Malerei heraus und es entsteht ein Spannungsfeld zwischen realistisch und abstrakt, worin der Titel der Ausstellung erkennbar ist. Weitere gestalterische Gegensätze wie ausgemalt und nicht ausgemalt sind auffällig und lassen dem Betrachter Spielraum bei der Interpretation des Bildes. Dadurch wird die Vorstellungskraft bzw. die Fantasie angeregt und man kann eigene Gefühle artikulieren, so Schüler Steffen Gohra. Die Sprache der Mimik und Gestik ist hier entscheidend. Somit wird nicht Sichtbares visualisiert. Hierbei ist unwesentlich, welchen Status jemand in der Gesellschaft hat. Besonders auffällig sind die Umrisslinien/ Konturen, die die Figur in den Fokus rücken lassen. Auch die markanten Pinselspuren lassen Räumlichkeit im Hintergrund des Bildes entstehen, die je nach Lichteinfall schwächer oder stärker erscheinen. Die Figuren zeigen sich schwebend im imaginären Raum, so wird der Fokus auf die jeweilige Person gelegt.
Die Würde des Menschen ist ein wichtiger Grundsatz der Künstlerin Caroline von Grone. Die Verletzbarkeit der Menschen, am Rande der Gesellschaft, die hier respektvoll in den Mittelpunkt gerückt werden, wird zum Beispiel auch durch Nacktheit ausgedrückt. Bestenfalls führt dieses gestalterische Element zum Dialog mit dem Betrachter.
Auch Blumen sind als Motiv auf den Leinwänden zu sehen, die von geometrischen Farbfeldern umrahmt werden und so im Spannungsfeld zu dem Organischen stehen. Dazu geben die strahlenden, warmen Farben auf der Leinwand den Anschein, dass das Licht von hinten durch die Leinwand scheint. Man möchte hinter die Leinwand klettern, um zu schauen, wo das Licht herkommt, so Dr. Feltes. Durch die Darstellung eines Bildes im Bild, was auch mehrfach zu sehen ist, schaut man in eine andere Welt. Man macht sozusagen ein Fenster auf.
Es werden vier bis fünf Ausstellungen im Jahr mit Gegenwartskunst von Künstler:Innen aus dem hiesigen Raum in der Kunsthalle geboten. Die Fachoberschüler sowie die Lehrkraft Christa Anneken sind sich einig, wie lohnenswert und abwechslungsreich der Besuch dieser Kunstausstellung ist. Großer Dank gilt dem Gastgeber Dr. Feltes für die professionelle Führung. Besuche weiterer Ausstellungen sollen folgen, zumal die Kunsthalle nur 2 km von der Schule entfernt ist.